Great Zimbabwe Ruins

Ein anderer Blick auf Afrika – Great Zimbabwe Ruins

Afrika – das sind für mich vor allem wilde Tiere, Safaris, trockene Savannen und grüne Auenlandschaften. Afrika, das ist für mich Natur pur. Für einen Kultururlaub also jenseits der Metropolen von Kapstadt oder Nairobi nach Afrika reisen? Bei meiner Reise nach Simbabwe war ich sehr gespannt auf meinen Besuch der Great Zimbabwe Ruins.

Die Great Zimbabwe Ruins

Die Great Zimbabwe Ruins liegen im Osten des Landes, in der Nähe der Kleinstadt Masvingo. Sie sind die größten vorkolonialen Steinbauten im südlichen Afrika. Die Ruinen umfassen ein Areal von ca. 7,5 qm. Sie gliedern sich in drei Bereiche. Die Hill Enclosure auf dem Berg, den wohl imposantesten Teil, der Great Enclosure, und die weit verteilten Talruinen. Sie wurden von den Shona erbaut, die den Gold- und Elfenbeinhandel kontrollierten. Great Zimbabwe war das Machtzentrum ihres Königreiches.

Warum wurde gerade hier solch ein Machtzentrum erbaut? Wie viele Menschen lebten dort? Welche Funktionen hatten die Gebäude? Leider wurde von frühen Abenteurern, Hobbyarchäologen und Plünderern zu viel zerstört, als dass all diese Fragen verlässlich geklärt werden könnten. So möchte ich hier einfach die Bilder wirken lassen, die Zeugnis von der großen Kunstfertigkeit ablegen: in Trockenbauweise wurden die Gebäude errichtet, mit kunstvollen Steinmustern verziert, die massiven Granitfelsen wurden geschickt in die Architektur integriert.

Aufgang zu den Great Zimbabwe Ruins

Granitfelsen bei den Great Zimbabwe Ruins

Balkon Hill Enclosure Great Zimbabwe

Enclosure Great Zimbabwe Ruins

Ein Lehrstück in Kulturaneignung

Die Geschichte der Great Zimbabwe Ruins ist nicht nur eine Geschichte von Macht und Reichtum, sie ist auch ein spannendes, oder sagen wir in weiten Teilen beschämendes, Lehrstück der Kulturaneignung. Jede Interessengruppe beanspruchte die Ruinen für ihre ganz eigene Agenda.

Die Gier nach Geld, Ruhm und Anerkennung führte viele Abenteurer im 19 Jh. nach Afrika. Man hatte von einem Goldreich gehört. Carl Mauch, ein Hilfslehrer aus Isny, war es schließlich, der 1872 die Ruinen „entdeckte“. Ein Holzsplitter aus vermeintlichem Zedernholz führte ihn zu der Überzeugung, dass er das legendäre Land Ophir gefunden hätte. Erste (zerstörerische) Ausgrabungen unternahm Theodore Bent 1891 – und kam zu den Schluss, dass die Ruinen phönikischen Ursprungs seien. Afrikaner, so war man sich in der damaligen Weltanschauung sicher, hätten ein solches Kunstwerk nicht schaffen können. Der junge Brite David Randal McIver war der erste Archäologe, der 1906 mit wissenschaftlichen Methoden an die Ausgrabung ging und die These aufstellte, dass die Ruinen ein genuin afrikanisches Bauwerk seien. Eine Meinung, die in der kolonialen Weltsicht nicht akzeptiert wurde. Ein wissenschaftlicher Streit entbrannte in den nächsten Jahrzehnten. Mit dem Radiocarbontest von 1950 konnte nachgewiesen werden, dass die ältesten Ruinen aus der Zeit um 600 n. Chr. stammen – und somit nicht von Phöniziern oder dergleichen abstammen können. Doch die Kolonialherren beharrten darauf, dass unmöglich Afrikaner die Bauherren sein könnten.

Im Streben um Unabhängigkeit wurden die Ruinen in den 60er und 70er Jahren schließlich zum Symbol der afrikanischen Identität. Als der Staat 1970 unabhängig wurde, nannte er sich von Rhodesien in Zimbabwe um.

Die Frage keimt in mit auf, ob ein objektiver Blick auf Kulturgüter überhaupt möglich ist.

Müssen wir Kultur abschließend erklären können?

Unser Guide Earnest hat schon Königin Elizabeth II und Prinzessin Diana in 1991 durch die Ruinen geführt. Wie sie denn so gewesen sei, die Königin, fragte ich. „She was in very good shape“. Flink sei sie durch die Ruinen gegangen.

Earnest also, müsste man meinen, kennt sich bestens mit den Ruinen und ihrer Bedeutung aus. Seine Interpretation der Bauwerke ist von der Überzeugung getragen, dass sie die Stärke des Königs repräsentieren. Stärke vor allem im Sinne von Potenz. Die zahlreichen Stelen auf der Hill Enclosure sind für ihn ebenso Phallussymbole, wie der berühmte konische Turm in der Great Enclosure. Eine durchaus schlüssige Deutung.

Great Zimbabwe Konischer Turm in der Great Enclosure

Zum Abschluss führt er uns durch das kleine Museum. Der konische Turm, steht dort schwarz auf weiß, ist einem Getreidespeicher nachempfunden und diente als Symbol des Wohlstands des Königs.

Ändert die eine oder andere, im Brustton der Überzeugung geäußerte Interpretation, meinen Kunstgenuss? Nein. Auch ohne eine verbindliche Deutung ist da nur Staunen über die Kunstfertigkeit der alten Baumeister.

Ein Kulturerlebnis jenseits der Metropolen in Afrika, fragte meine skeptische innere Stimme. Die Reise zu den Great Zimbabwe Ruins wurde in vielerlei Hinsicht zu einem Augenöffner, einem frischen #Kultblick.