
Jahresrückblick 2025: In Erinnerungen schwelgen
2025 war ein Jahr der Fernreisen mit so unterschiedlichen Zielen wie Malawi, Sri Lanka, Singapur, Malaysia und Botswana. Seit langer Zeit habe ich keine neuen Reiseziele entdeckt, keine „Bucketlist“ abgearbeitet, sondern bin bewusst in mir schon bekannte Länder gereist.
Wie würde es sein, nach all den Jahren Erdnüsse an der Long Bar zu knabbern oder über das Okavango Delta zu fliegen? Hat der sich rasant entwickelnde (Over-)Tourismus die Länder verändert? Würde ich enttäuscht sein, weil in der Erinnerung alles Schöner war?
Malawi: Zeitreise, ganz viel Hoffnung und Dankbarkeit
Meine erste Fernreise 2025 war vielleicht die seit Jahren prägendste. Oft kam ich mir wie auf einer Zeitreise in das Jahr 2010 vor – dem Jahr meines ersten Besuches in Malawi. Noch immer gab es die gleichen spärlichen Gemüsestände am Straßenrand. Noch immer leben viele Menschen in einfachsten Unterkünften. Den Aufschwung, den man in Simbabwe oder Tansania in vielen Landesteilen in den letzten Jahren sehen konnte – an Malawi scheint er bis auf die auch hier allgegenwärtigen Handys vorbei gegangen zu sein.
So oft hatte ich ein Gefühl der Perspektivlosigkeit: Kinder zu sehen, die vor der blitzsauer gepflegten Hütte spielten – und fast zu wissen, dass diese Kinder keine vielversprechende Zukunft vor sich haben. Nicht weil sie nicht lernen und arbeiten wollen. Sondern weil Bildungsmöglichkeiten und Arbeit fehlen.

Doch dann war da auch ganz viel Hoffnung. Besonders im Liwonde Nationalpark, der zeigt, welche positive Wirkungen Naturschutzprojekte und Tourismus haben können. War der Wildbestand aufgrund von Wilderei in den 90er Jahren stark dezimiert, hat sich der Park Dank des Baus von Zäunen, des Entfernens von Fallen, des Eindämmens der Wilderei und der Wiedereinfuhr von Tieren zu einem der wildreichsten des Landes entwickelt.

Ehemalige Wilderer haben Jobs als Wildhüter und Guides bekommen. Die Menschen der nahen Ortschaften finden Arbeit in den (noch) wenigen Lodges des Parks, die übrigens – wie Kuthengo – wunderschön und auf hohem Niveau sind.

Mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit für unseren Lebensstandard in Deutschland, den wir so oft als selbstverständlich hinnehmen, bin ich wieder zurückgekommen. Fest entschlossen, meinen Gästen Malawi als spannendes Reiseziel ans Herz zu legen, in dem sie noch fast alleine auf Safari gehen können, eine abwechslungsreiche Mischung aus Natur und Kultur erleben – und mit ihrer Reise die Menschen vor Ort unterstützen können.
Sri Lanka: Stehaufmännchen
2006, zwei Jahre nach dem verheerenden Tsunami und noch zu der Zeit des Tamilenkriegs, war ich das erste Mal in Sri Lanka. Überall waren noch die Spuren der Naturkatastrophe zu sehen – oder besser zu fühlen, in den Geschichten der Menschen über dieses furchtbare Ereignis. Reisen in den Norden des Landes waren quasi nicht möglich. Seitdem hat das Land viel Positives und Negatives durchlebt. Das Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 und die Öffnung des Nordens für den Tourismus. Der schreckliche Anschlag im Jahr 2019. Und die friedliche Revolution im Jahr 2022 – Aragalaya – die die autoritäre Regierung stürzte, um eine demokratische Wende zu erzwingen.
Umso positiver überrascht war ich bei meinem Besuch im Mai. Von der optimistischen Stimmung im Land, dem Gefühl des Aufbruchs und dem Vertrauen in die Zukunft.
Und in weiten Teilen – abgesehen natürlich von den kulturellen Stätten wie Sigiriya – hatte ich das Gefühl, Neuland zu betreten. Beispielsweise in für mich neue Regionen, wie den Yala Nationalpark mit einer so intensiven Leoparden-Sichtung, wie man sie auch in Afrika nicht oft erlebt.

Und vor allem war ich beeindruckt von den in den letzten Jahren eröffneten Hotels, wie dem Uga Prava oder dem Uga Halloowella. Denn auch in Sri Lanka geht der Weg eindeutig weg von großen, gesichtslosen Hotels, hin zu charmanten kleinen Boutiquehotels mit viel Persönlichkeit.


Sri Lanka also – fast schon eine Neuentdeckung für mich.
Singapur: Unverändert schön
Wer mich ein wenig kennt weiß, dass ich schöne Städte, lichterfunkelnde Skylines, Rooftopbars und Hotellegenden liebe. All das hat mich 2011 in Singapurs Bann gezogen und sie bei meinem internen Städte-Ranking klar unter die Top 3 verbuchen lassen.
Und was soll ich sagen? Ich wurde beim erneuten Besuch im Oktober nicht enttäuscht. Obwohl oder vielleicht weil ich einen wirklichen „trip down memory lane“ gemacht habe. Noch einmal im Lau Pa Sat indisches vegetarisches Essen genießen. Durch den prächtigen botanischen Garten mit seiner unglaublichen Orchideen-Sammlung schlendern.

Die nächtliche Sound and Light Show vor dem Marina Bay Sands bewundern. In einem der Restaurants des Luxushotels Essen gehen und einen Blick auf den wohl berühmtesten Infinity Pool der Welt werfen.

Vor allem das Raffles Hotel besuchen und dort endlich einmal an der Long Bar sitzen und Erdnüsse knabbern, deren Schalen anschließend traditionsgemäß auf den Boden geworfen werden wollen!

Was mich auch bei dieser Reise so beeindruckt hat war, dass eine Stadt, die so modern und innovativ ist, ihrem Kern so treu bleibt. China Town. Little India und Kampong Glam haben sich bis heute ihren ganz eigenen Charakter erhalten – vielleicht mit einigen Restaurants, Souvenirshops und Wandgemälden mehr.
Und doch gibt es auch immer wieder Neues zu entdecken. Für mich beispielsweise die futuristischen Gardens by the Bay, die einfach zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Besuch wert sind.


Es war also ganz sicher nicht die letzte Reise nach Singapur!
Malaysia: Wo ist der Tapir?
Bei meiner ersten Reise durch Malaysia in 2011 bin ich noch ganz im Backpacker-Stil mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, was die Flexibilität natürlich etwas einschränkt und so zu einer Städtetour von George Town über Kuala Lumpur bis nach Malaka wurde. Diesmal waren wir mit dem Mietwagen unterwegs und konnten so viel mehr von diesem wunderbaren Land erkunden. Nur den Tapir haben wir bei unseren Fahrten durch das tropische Landesinnere leider – trotz „Achtung vor dem Tapir“ Schildern – nicht gesehen.

Dafür haben wir aber eine ganz zauberhafte Insel entdeckt – Pangkor Laut.


Wer hätte gedacht, dass es in Malaysia eine Insel gibt, die mal an die Seychellen, mal an die Malediven erinnert, aber im Gegensatz zu diesen recht isolierten Inseln den großen Vorteil hat, dass man ein paar ruhige Strandtage ideal in eine Rundreise mit Großstadtflair in Kuala Lumpur und kolonialen Charme in George Town einbauen kann?
Botswana: Safari der Extraklasse
In den letzten 20 Jahren durfte ich in Botswana alles von der Campingreise bis hin zu Fly Ins in einige der besten Camps des Landes erleben.
Hat sich in den Jahren seit Covid etwas verändert? Alles ist vor Ort noch perfekter geworden. Der Flughafen in Maun ist renoviert, viele Camps und Lodges sind modernisiert worden – die Anzahl der Helikopter hat definitiv zugenommen.
Doch eines bleibt unverändert: Botswana ist einfach in punkto Safaris eine Liga für sich. So ein privates Tiere-Erlebnis wie bei dieser Reise in das Okavango Delta, so viele außergewöhnliche Sichtungen, habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Denn das Land bleibt einer ganz klaren Hochpreisstrategie treu, die auf wenige gut zahlende Touristen setzt.



Die Reise hat mir noch einmal bestätigt, was ich schon seit Jahren über Botswana denke. Entweder richtig oder gar nicht. Denn wenn wir an Botswana denken, haben wir eben die unberührte Wildnis, wenige Touristen und die einzigartige Landschaft des Okavango Deltas vor uns. Und diese Vorstellung wird nur wirklich wahr, wenn man eine Flugsafari in private Konzessionen unternimmt.

Fazit: Neues im Bekannten
“Bucketlist”, “Once in a Lifetime-Ziele” – jeder kennt wohl diese Schlagworte, wenn es um das Thema Reisen geht. Einmal New York besuchen – Haken dahinter – auf zum nächsten Ziel auf der langen Liste. Natürlich kann ich diesen Wunsch verstehen. Auch ich habe noch viele Städte und Länder, die ich besuchen möchte. Schon alleine um irgendwann Mitglied im „Travellers‘ Century Club“ zu werden 😊.
Doch gerade in diesem Jahr habe ich gemerkt wie wertvoll es ist, Städte und Länder nach Jahren wieder zu besuchen. Vielleicht einfach nur um einen „trip down memory lane“ zu machen, vielleicht aber auch um Neues im Bekannten zu entdecken.
Habe ich etwas von dem vor allem in vielen europäischen Destinationen, aber auch in manchen Safari-Hotspots, weitverbreiteten Overtourism gespürt? In keinster Weise.
Malawi ist über jeden zusätzlichen Besucher dankbar. Botswana verfolgt unverändert seine Klasse-statt-Masse Philosophie. Authentische Naturerlebnisse sind hier also definitiv noch möglich.
Doch auch in den viel besuchten Orten wie Sigiriya auf Sri Lanka, Kuala Lumpur in Malaysia oder Singapur hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, von Menschenmassen erdrückt zu werden. Denn bewusst bin ich in der Nebensaison gereist und habe kleine, individuelle Hotels gewählt.
War ich enttäuscht, weil in der Erinnerung alles schöner ist? Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich gefreut, vertraute Orte noch einmal zu sehen, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen – und dort dann wieder Neues zu erleben.
Die Bilder sind alle private Fotos, die auf den Reisen entstanden sind. Der Rückblick wurde inspiriert von der Blog Challenge Jahresrückblog.
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.
Schreibe einen Kommentar