Monacensia - nicht nur für Münchner Literaturfreunde

Monacensia – (nicht nur) für Münchner Literaturfreunde

Der Besuch der Monacensia im Hildebrandhaus sollte eigentlich für jeden Münchner und München-Freund Pflichtprogramm sein. Sie ist Literaturarchiv der Stadt, Architekturjuwel und Zeitzeugnis. Und wo sonst können Sie eine Antwort auf die Frage bekommen, welche Schuhgröße die Bavaria hat?

Ein Bummel durch die Monacensia

Ein Bummel durch die Monacensia lohnt sich für jeden. Egal ob Architekturfreund, Literaturinteressierter oder München-Fan.

Es ist eine Freude, über alte Wendeltreppen zu gehen und dann vor einem Leuchter aus Scans aus dem Literaturarchiv zu stehen.

Literaturleuchter Monacensia

Oder im ehemaligen Atelier auf ein Regal voller Bücher und Reliefs von Hildebrand zu schauen.

Atelier Hildebrandhaus

Für Literaturinteressierte ist neben der Bibliothek besonders die Dauerausstellung zum „Literarischen München zur Zeit von Thomas Mann – von der Bohème zum Exil“ interessant.

Und wer einfach nur das Flair des Hauses genießen möchte, geht auf einen Café oder einer der wunderbaren hausgemachten Kuchen und Quiches in das Café Mon.

Café Mon München

Das Hildebrandhaus

Das Hildebrandhaus ist eines der repräsentativen Künstlerhäuser, die um die Jahrhundertwende in München gebaut wurden. Wie das Lenbachhaus und die Villa Stuck vereinigt sie Atelier und Wohnhaus.

Der Hausherr, Bildhauer Adolf von Hildebrand, führte einen weltoffenen Salon. Gäste aller Kunstdisziplinen waren gerne gesehen. Ein Gedanke, dem die Monacensia heute wieder verpflichtet ist.

Hildebrandhaus München

Doch gab es auch andere Zeiten, in denen Gleichschaltung in der Villa herrschte. Die Familie Hildebrand verließ Deutschland als klare Gegner der Nazis bereits 1933. Die neue Eigentümerin, Elisabeth Braun, wurde als Jüdin von den Nazis 1941 enteignet und ermordet. Die Nazis annektierten das Haus, und ließen regimetreue Bildhauer und Musiker dort leben. Nach dem Krieg ging das Haus nach einem amerikanischen Intermezzo an die Evangelisch-Lutherische Kirche über. 1974 schließlich drohte der Künstlervilla der Abriss. Engagierte Münchner Bürger setzten sich für die Erhaltung ein. Das Haus wurde von der Landeshauptstadt gekauft und aufwändig restauriert. Seitdem hat die Monacensia hier ihren Sitz.

Monacensia – das literarische Gedächtnis der Stadt München

Die Monacensia ist das literarische Gedächtnis der Stadt München. Seit fast 100 Jahren werden hier Schriften rund um das Thema München gesammelt. Der Schwerpunkt dabei ist München als Kultur- und Literaturstadt. Aktuell umfasst das Archiv 150.000 Medien zum Thema München.

Sie haben Fragen zu den einzelnen Stadtteilen von München? In den Werken zur Ludwigs- und Isarvorstadt werden Sie sicher zum Thema Fußbekleidung der Bavaria fündig.

Sie möchten sich näher mit dem Oktoberfest beschäftigen?

Sie möchten nicht nur über München lesen, sondern Werke von Münchnern lesen?

Münchner Autoren in der Monacensia

Spannend sind vor allem die literarischen Nachlässe. Das schriftstellerische Erbe von 300 Autoren mit engem Bezug zur Stadt ist hier anzufinden. Briefe, Manuskripte und Tagebücher von so namhaften Autoren wie Oskar Maria Graf, Ludwig Thoma, Frank Wedekind und Therese Giehse. Besonders umfangreich ist die Sammlung zur Familie Mann. Wenn Sie möchten, können Sie Thomas Manns Werke in Hindi, Hebräisch oder Isländisch lesen.

Aktuelle Ausstellung: Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin

Neben zwei Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses und zur Familie Mann, gibt es immer wieder wechselnde Sonderausstellungen. Aktuelle ist dies eine Ausstellung zu Thomas Manns Tochter Erika Mann.

Es ist die erste Ausstellung, die sich alleinig Erika Mann widmet. Die älteste Tochter von Thomas Mann wurde bis dato nur im Kontext als Tochter oder aber Schwester von Klaus Mann gewürdigt.

Doch wie sehr hat diese Frau eine singuläre Würdigung verdient.

Bis in die Mitte Ihrer 20er Jahre führte Sie das Leben einer wohlhabenden Tochter. Gleich nach dem Abitur arbeitet sie zunächst als Schauspielerin. Sie reiste mit Ihrem Bruder Klaus für mehrere Monate um die Welt (USA, Japan, Korea, China und die Sowjetunion), gewann eine 10.000 Kilometer lange Rallye quer durch Europa.

Monacensia Erika Mann Ausstellung

Mit den Aufkommen des Nationalsozialismus entdeckte sie ihr politisches Gewissen.

Sie gründete das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ im Januar 1933 in München, das schon nach zwei Monaten ins Exil gezwungen wurde. 1936 musste Erika Mann aus dem Exil in Zürich erneut emigrieren und fand in den USA ihre Berufung als leidenschaftliche Kämpferin für Freiheit und Demokratie. Sie reiste als Vortragsrednerin durch das Land, war Kriegsberichterstatterin für die Alliierten und arbeitete für die BBC. 1952 kehrte Sie mit ihren Eltern in die Schweiz zurück und widmete sich in ihren letzten Lebensjahren dem Nachlass von Thomas und Klaus Mann.

Ungemein aktuell ist Erika Manns Credo „Das einzige ‚Prinzip‘, an das ich mich halte, ist mein hartnäckiger Glaube an einige grundlegende moralische Ideale – Wahrheit, Ehre, Anstand, Freiheit, Toleranz.“ Erika Mann, 1943.

Die spannende Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird in der Ausstellung optisch durch die Präsentation geschaffen. Die moderne, farbige Designsprache kontrastiert mit den ruhigen schwarz-weiß Porträts der Autorin.

Die kompakte Ausstellung mit einer abwechslungsreichen Mischung von Exponaten (Manuskripte, Audiodateien, Fotografien) macht Lust, sich näher mit dieser leider zu oft als „weiteren Mann“ vernachlässigten Frau zu beschäftigen.

Die Erika Mann Ausstellung läuft noch bis zum 30.06.20.

Praktische Informationen

Die Monacensia und die Erika Mann Ausstellung können Sie von Mo – Mi, und Fr zwischen 09:30 – 17:30h besuchen, am Donnerstag zwischen 12.00 – 19.00. Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag zwischen 11:00 – 18:00h geöffnet.

Der Eintritt in Bibliothek und Ausstellung ist frei.